Emmanuel Fritzen

Die Modelleisenbahnanlagen in unserer Familie

1970 – Die Anlage auf dem Dachboden

 

Im Sommer 1970, ein Jahr vor dem Abitur, habe ich auf dem Dachboden über die komplette Länge eine Anlage gebaut. An den Giebelwänden gab es jeweils eine größere Platte. Diese beiden Platten waren durch eine etwa 60 cm breite Platte unter der südlichen Dachschräge miteinander verbunden. Auf der Platte am Westgiebel lag der Hauptbahnhof und die Stadt. Von dort ging es zweigleisig auf der schmalen Platte unter der Dachschräge zur Platte am Ostgiebel. Hier war eine gebirgige Landschaft mit einem kleinen Bahnhof davor und einem Tunnel. Die Stecke unter der Schräge überquerte einen Taleinschnitt auf zwei Brücken. Da die Oberleitung damals nicht ausreichte, war nur das südliche Gleis der Strecke zum Ostgiebel elektrifiziert bis in das Abstellgleis im Tunnel.

 

Zu dieser Anlage haben wir in einem Fotoalbum meiner Mutter sechs Fotos gefunden, anhand derer mir viele Details wieder in die Erinnerung kamen.

 

Gleisführung

 

Im April 2022 habe ich versucht anhand der Fotos und aus dem Gedächtnis die Gleisführung dieser Anlage mit WinTrack 15.0 nachzuvollziehen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:

 

 

Die hellen Streckenabschnitte liegen im Tunnel. Über den Taleinschnitt führt das nördliche Gleis über die Stahlträgerbrücke und das südliche über die Viaduktbrücke aus den alten Beständen. Wir besaßen damals nur vier Weichen und zwei doppelte Kreuzungsweichen.

 

Ich machte in dem Sommer einen Ferienjob in einer Friedhofsgärtnerei. Von dem dabei verdienten Geld konnte ich mir die Bausätze für einige neue Faller-Häuser leisten. Dazu zählt das Bahnhofsgebäude Schönblick, die Wassermühle, die Windmühle, der Dorfbausatz B-244 mit der Kirche und drei Einfamilienhäusern, das Café Minerva und mehrere weitere Einfamilienhäuser einschließlich der beiden im Bau befindlichen, die Tankstelle und die Dolomitenkapelle. An Märklin-Material habe ich mir die symmetrische Dreiwegweiche mit den beiden erforderlichen Ausgleichs-Gleisstücken, zwei geschlossene Güterwagen und den recht teuren Großgüterwagen mit Klappdeckelfach gekauft. Von einem Freund hatte ich mir Elemente seiner Ritterburg ausgeliehen.

 

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Die Stadt und der Bahnhof an der westlichen Giebelwand

 

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In der Stadt sieht man die Häuser, die es bereits auf der Anlage von 1963 gab. Es sind auch die Hochhäuser, Geschäftshäuser, das Bahnhofsgebäude und der Lokschuppen eingesetzt, die mein älterer Bruder für die Anlage von 1963 aus Pappe bzw. Sperrholz selbst gebaut hatte.

 

Das Hochhaus, das moderne Geschäftshaus mit Satteldach sowie der Geschäftshaus-Block „Helvetia“ von Faller sind bei den entsprechenden Dokumentationsfotos der Anlage von 1963 noch nicht vorhanden. Diese waren erst nach der Fotodokumentation der damaligen Anlage angeschafft worden. Die Gründerzeit-Häuserzeile hatte ich mir schon vor dem Bau der Anlage von 1963 zu Weihnachten gewünscht. Sie ist auf den Fotos der entsprechenden Dokumentation bereits zu sehen.

 

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Der Taleinschnitt mit den zwei Brücken lag gegenüber der Dachboden-Einstiegsluke.

Nur das hintere Gleis war elektrifiziert. Auf der Stahlträgerbrücke stand von der alten Anlage aber ein einsamer Oberleitungsmast, der fest verklebt war.

Unter der Brücke steht die Wassermühle.

 

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Östlich vom Taleinschnitt lag eine ländliche Siedlung mit dem schon lange im Familienbesitz befindlichen weißen Café, welches noch aus einer Mischung aus Hartfaser- und Kunststoff-Bauteilen besteht, dem Café Minerva sowie den beiden Häusern im Bau und anderen Eigenheimen.

 

Da nur das südliche Gleis mit Oberleitung ausgestattet war, konnte die E 44 (hier im Bild) nicht die komplette Runde im Oberleitungsbetrieb fahren. Hier konnte man den Zug nur rückwärts bis zum Abstellgleis in dem Tunnel am Ostgiebel schieben und dann vorwärts wieder zum Hauptbahnhof zurückfahren (oder umgekehrt). Wenn man mit dieser Lok den kompletten Kreis fahren wollte, musste man die Stromabnehmer absenken und die Lok auf Unterleitung umschalten. Bei der E 44 aus dieser Baureihe ist der Umschalter zwischen Unter- und Oberleitung als Schiebeschalter außen am Gehäuse angeordnet, so dass man das manuell ohne Probleme machen konnte.

 

 

Der kleine eingleisige Bahnhof Schönblick lag auf der Platte am Ostgiebel vor gebirgiger Landschaft. Gegenüber an der Felswand befand sich die Bushaltestelle und die Tankstelle. Von hier aus ging die Straße den Berg hinauf und verlief durch ein Dorf an der Ritterburg auf dem Berg vorbei. In diesem Dorf stand auch die Windmühle auf einem Hügel und die Kirche und andere Häuser aus dem Dorfbausatz. Die Gärtnerei „Erika“ liegt in der Senke gegenüber der Windmühle und ist auf den Fotos kaum zu sehen.

 

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Auf dem Berggipfel thronte die Ritterburg, deren Maßstab eigentlich nicht zu H0 passte.

 

Man erkennt hier auch, dass die Steilwand gegenüber dem Bahnhofsgebäude hochgeklappt werden konnte, um an die beiden Gleise im Tunnel zu gelangen. In diesem Tunnel endete die Elektrifizierung mit der Oberleitung im Abstellgleis.

 

Diese Anlage hatte ich im Frühsommer 1970 und in den Sommerferien gebaut. Sie wurde im Herbst rechtzeitig vor dem Winter wieder abgebaut, weil wir fürchteten, dass das Gleismaterial im feuchten Winterwetter rosten könnte. Die Platten hatten aber noch über Jahre Bestand, bis der Dachboden einmal richtig ausgemistet wurde.

 

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Bearbeitungsstand: 28. Dezember 2022